Craig Taborn Trio
Craig Taborn Trio
Craig Taborn - piano
Thomas Morgan - double bass
Gerald Cleaver - drums
Der Amerikaner Craig Taborn überzeugt seit über zwei Dekaden als umtriebiger Jazzpianist und Keyboarder. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen bewegt er sich zwischen Free Jazz und Elektronik.
Am Anfang war das akustische Piano. Es stand schon immer da, so erinnert sich der 1970 geborene Craig Taborn an das Elternhaus in Golden Valley, einem Vorort von Minneapolis, wo er seine Kindheit verbrachte – in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlagzeugers Dave King und des Bassisten Reid Anderson, die heute vorab mit dem Pianisten Ethan Iverson im Trio Bad Plus spielen. Als Teenager gab Taborn mit ihnen erste Konzerte; und mit ihnen ist er bis heute auch im vertrackt-elektronischen Pop-Trio „Golden Valley starts now“ vereint. Aufgewachsen in diesem kreativen Umfeld, eignete sich Taborn als Elfjähriger im Klavierunterricht zunächst zwar die Grundlagen des klassischen Klavierspiels an. Von elektronischen Keyboards fasziniert, begann er im selben Jahr auch bereits Moog-Synthesizer und Fender Rhodes zu spielen.
Das Interesse am Jazz führte dazu, dass sich Taborn bald autodidaktisch der freien Improvisation und kompositorischen Studien zuwandte. Das unvoreingenommene Hören unterschiedlichster Musikstile, das er seit frühster Jugend gepflegt hatte, führte nun nicht nur zu einem eigenen, offenen Musikverständnis, es half auch, ein individuelles, durch feinfühlige Spontaneität geprägtes Tastenspiel zu entwickeln. Seine Vielseitigkeit, sagt er, habe ihn bis heute vor der Obsession bewahrt, Jazz sozusagen in Reinkultur spielen zu wollen.
Anfang der neunziger Jahre besuchte Craig Taborn die Ann Arbor University in Michigan, die er aufgrund der Nähe zu Detroits Jazzszene und der renommierten Fakultät für Komposition wählte. In den ersten Tagen befreundete er sich hier an der Jazzfakultät mit dem ingeniösen Drummer Gerald Cleaver, mit dem ihn bis heute eine Geschichte des Zusammenspiels verbindet – zum Beispiel in den Formationen von Roscoe Mitchell, Mat Maneri und Tim Berne.
Tim Berne, einer der Protagonisten der improvisierten Musik in New Yorks Downtown Szene, lockte ihn letztlich in den Big Apple. Bis heute blieb Taborn diesem Melting Pot treu.
Über die Jahre entwickelte sich Taborn zu einem stupenden Improvisator, der in den unterschiedlichsten Settings über einen feinen Sinn für das jeweilige musikalische Nervengeflecht verfügt.
Nun hat er das facettenreiche und ausdrucksstarke Soloalbum „Avenging Angel“ herausgebracht. Auf diesem zeigt sich sein improvisatorischer Furor eindrücklich. «Spontaneity is all I can do», antwortet Taborn auf die Frage nach der musikalischen Methode und Leitlinie dieser ausdrucksstarken Aufnahmen.
Die Grenze zum Zufall überschreitet Taborn höchst selten, etwa wenn er sich zu Clustern hinreißen lässt. Meist setzt er seine Mittel virtuos und kalkuliert ein, die lyrische Kraft seines Spiels resultiert nicht zuletzt aus einer sehr disziplinierten Spielkultur. Taborns freie Musik ist also das Produkt meisterlicher Beschränkung, das macht sie trotz aller Sperrigkeit höchst interessant.